NACHRICHTENZENTRUM – Seit Inkrafttreten des Präsidialsystems im Juli 2018 ist Erdoğan alleine berechtigt, Rektoren an Universitäten einzusetzen, da nahezu alle restriktiven Elemente aus der Notstandsregelung in die Gesetzgebung der „neuen Türkei” übernommen worden sind.
Erstmals seit 40 Jahren wurde mit Bulu ein Staatskommissar als Hochschulrektor per Dekret von Präsident Erdoğan eingesetzt.
Seit dem 04. Januar protestieren Studierende der Boğaziçi-Universität und anderer Hochschulen gegen die Einsetzung von Melih Bulu als Leiter.
Trotz Repression, Misshandlung der Festgenommenen und Versammlungsverboten in einzelnen Stadtteilen reißen die Proteste nicht ab. In anderen Städten gab es Solidaritätsbekundungen, die ebenfalls angegriffen wurden. Der Protest breitet sich jedoch immer mehr aus. Immer mehr Jugendliche und Studentenschaften solidarisieren sich mit den Protesten.
Die Askapena, baskische internationalistische Organisation solidarisiert sich mit den Studierenden der Boğaziçi-Universität und den übrigen Universitäten.
In einer schriftlichen Erklärung, kritisieren sie, das Vorgehen der Erdoğan- Regierung und fordern ein Bildungssystem, welches auf die Bedürfnisse des Volkes eingeht und nicht versucht, diese zu kontrollieren.
Die Erklärung sieht wie folgt aus:
„Am 4. Januar begannen die Studierenden der Universität Bogaziçi in Istanbul ihre Proteste, nachdem Erdogans faschistisches Regime den AKP-treuen Rektor Melih Bulu eingesetzt hatte. Als die Proteste aufflammten, hat die türkische Polizei Razzien gegen die Studierenden durchgeführt, Hunderte von Häusern wurden durchsucht… aber in der gleichen Zeit hat sich der Kampf der Studierenden gegen die Repression des Staates auf andere Universitäten ausgeweitet.
Wir prangern einmal mehr den faschistischen Charakter des türkischen Staates an, der bei dieser Gelegenheit versucht, eine direkte Kontrolle über das Bildungswesen zu erlangen, einen strategischen Zweig für den Staat, um die Unterdrückung des Volkes fortzusetzen. Es ist nicht das erste Mal, dass die Türkei ihre Agenten an wichtigen Stellen platziert, um durch diese direkte Kontrolle jeden zu verhaften und zum Schweigen zu bringen, der anders denkt.
Bildung ist auch strategisch für ein Volk, das frei sein will. Es ist bekannt, dass die Saat der kurdischen Befreiungsbewegung in den türkischen Universitäten geboren wurde, wo eine Generation von rebellischen jungen Menschen den Weg der Revolution beschritt. Das Bewusstsein ihrer Unterdrückung, die organisatorischen Erfahrungen, das Nähren der Rebellion durch ideologische und politische Bildung… die erlernten Lehren jenseits des etablierten Lehrplans waren viele.
Nur ein Bildungssystem, das auf die Bedürfnisse des Volkes eingeht, wird die freie Zukunft des Volkes garantieren. Und von Askapena verstehen wir, dass die Kämpfe, die in diesen Tagen in Bogaziçi und anderen Universitäten geführt werden, dies auch tun. Denn ein freies Volk kann nicht aus einem Bildungssystem aufgebaut werden, das den Interessen des Unterdrückerstaates entspricht.
Unsere ganze Solidarität mit allen jungen Menschen, die in Bogaziçi in Istanbul und in anderen Bildungszentren überall kämpfen. Ihr seid die Zukunft, und euer Kampf erhellt eine freiere Zukunft. Von den baskischen Internationalisten verpflichten wir uns, den Kampf aufzugreifen und ihn zu den jungen Kämpfern von Euskal Herria zu bringen, damit wir internationalistische Brücken unter den Menschen bauen.
Viele Menschen, ein Kampf!“